Turnerinnenreise 50+ Stein am Rhein zur Ruinaulta und den Frauenschühchen

Ein Fest für alle Sinne war es, zu welchem nach Flims Waldhaus 24 Turnerinnen mit Zug und Postauto fuhren – und 25 ab Trin Mulin wieder nach Stein zurück. Des Rätsels Lösung später.

Endlich war wieder einmal ein richtig schöner Tag angesagt. Fröhliche Frauen trafen sehr früh auf dem Bahnhof ein, noch warm verpackt in Jacken. Alle freuten sich über die genussvolle Fahrt dem See entlang nach Rorschach. Auf der Weiterfahrt nach Chur wurde die erste Überraschung  der Reiseleiterinnen aufgetischt: ein Aperitif mit Dôle Blanche aus herzigen Minibecherlein und kleinen Snacks, allerseits sehr geschätzt und genossen.

In Chur staunten wir nicht schlecht, dass ein Postautokurs mit Ziel „Stein am Rhein“ angeschrieben war. Es war der für uns reservierte Extrakurs nach Flims Waldhaus.

Dort erlebten wir die zweite Überraschung. Vreni Guetg begrüsste einen, wie sich herausstellte, alten Schulkollegen, der mit seiner Frau Yvonne in der Surselva lebt. Reto Semadeni, wie er sich selbst vorstellte, würde uns nach Conn begleiten. Nicht weil der Weg so schwierig zu finden wäre, sondern weil er uns die Besonderheiten der Wasserwelten Flims nahebringen wollte, über die Weisse Arena und vor allem über den Flimser Bergsturz, der sich vor ca. 9500 Jahren ereignet hatte, erzählte und auf alle Fragen eine Antwort bereit hatte. Beeindruckende Zahlen bekamen wir zu hören: das Volumen des Bergsturzes betrug ca. 7 Kubikkilometer (ca. 300 mal grösser als der Goldauer Bergsturz oder ca. 1200 so gross wie der Bergsturz von Elm). Ein See staute sich bei Trin bis Ilanz und der Rhein frass sich in tausenden von Jahren durch das Bergsturzgebiet. So entstand die Ruinaulta.

Anhand einer grossen Tafel bei der Station erläuterte Reto, wie sich der Lag Prau Pulté, oberhalb Flims gelegen, im Frühling füllt. Ganz plötzlich – es sei fast wie beim Ablauf in der Badewanne - entleert sich dieser durch unterirdische Wasserwege in den Lag Prau Tuleritg und weiter in den Caumasee. Der Crestasee liegt am Schluss der komplizierten Wasserläufe und hat als einziger einen oberirdischen Abfluss. In einem ausgeklügelten System von Leitungen und Reservoiren wird das grosse Wasservorkommen genutzt. Je ein Röhrensystem wurde in den letzten Jahren für die Trinkwasserversorgung von Flims, zur Speisung der Beschneiungsanlagen des gesamten Skigebietes auf Flimser Seite und zur Produktion von Strom aus Wasserkraft erstellt. Der zauberhafte blaue Caumasee war vom Wanderweg etwas oberhalb zu bewundern, der grüne Crestasee lag zwar auch in der Nähe, war aber nur ganz kurz aus dem Postauto zu erspähen.

Das Gasthaus Conn erwies sich als sehr leistungsfähig. Wir bestellten à la carte und alles mundete hervorragend. Inzwischen war auch die Nummer 25 auf der Teilnehmerliste eingetroffen – sie hatte die Reise tatsächlich glatt vergessen und war uns dann allein nachgereist – und so ging es gut gelaunt dem nächsten Höhepunkt entgegen.

„El Spir“ heisst die kühne Konstruktion, die sich über die Rheinschlucht schwingt und wie ein Spyr, ein Mauersegler, konnte man sich auf seiner Plattform fühlen. Beeindruckende Aussichten in die Flusslandschaft und die Kalkfelsen.

Yvonne führte uns durch nur den Kennern vorbehaltene Wege zu den vielen gelb/braun blühenden Frauenschühchen. Noch viele andere Orchideen waren zu entdecken und lösten Entzücken aus, aber nicht weniger eine grosse Vielfalt an andern Blumen und die wunderbaren in allen Farben blühenden Magerwiesen. Ich hätte mit einem Bestimmungsbuch und viel Zeit am liebsten verweilen mögen.

Die verbrauchten Kalorien wurden in der Ustria Parlatsch wieder aufgefüllt, mit Vorliebe mit feinen Eis-Spezialitäten, und bis zur Heimfahrt genossen wir auf der Terrasse nochmals den Blick zu den schroffen Felsen, zu den immer noch mit weissen Schneekappen bedeckten  Bergen und über die blau-weiss-gelb-rot-grünen  Matten. Herzlichen Dank den Organisatorinnen Vreni Guetg und Anita Schwarzer. Es war ein wunderschöner Tag.

Susan Kronenberg